Tinnitus-Bewältigungs-Therapie

In der Tinnitus-Bewältigungs-Therapie (TBT) wird Tinnitus als ein Wahrnehmungsproblem verstanden. Die Tinnitus-Bewältigungs-Therapie ermöglicht es den an der Therapie beteiligten HNO-Ärzten, Psychotherapeuten und Hörakustikern, den Betroffenen die Vielschichtigkeit ihres Tinnitus aufzuzeigen. Die Behandlung beruht auf der Erkenntnis, dass Tinnitus – ähnlich dem Phantomschmerz – im Wesentlichen auch Folge eines Veränderungsprozesses von Hörbahnbereichen im Gehirn ist.

Die Tinnitus-Bewältigungs-Therapie (TBT) hat die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) in ihrer Urform (Rauschgenerator und Counseling) schon lange abgelöst. Endgültig bestätigt hat dies eine aktuelle Studie aus Baltimore, in der die TRT nicht besser abgeschnitten hat als eine Placebobehandlung (Scherer et al., 2019). Viele Studien haben gezeigt, dass die TRT nur wenig bis keine Effekte im Vergleich zu Scheinbehandlungen aufweisen konnte. Weit effektiver zeigen sich die Ergebnisse von Studien, in denen die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) Hauptbestandteil der Therapieelemente ist. Zur besseren Abgrenzung wurde daher die Tinnitus-Retraining-Therapie hierzulande in Fachkreisen in Tinnitus-Bewältigungs-Therapie umbenannt (Goebel et al., Tinnitus-Forum 1/2020, S. 25–26). 

Counseling

Die Tinnitus-spezifische Beratung, das sogenannte Counseling, strebt die Veränderung von Denk- und Verhaltensweisen an. Akustische Maßnahmen wie Hörgeräteversorgung oder andere Umweltgeräusche („Sound Therapy“) unterstützen diesen Prozess durch Teilmaskierung des Tinnitus und bewirken damit eine Reduzierung der akustischen Fokussierungsmöglichkeiten. 

Das Counseling umfasst

•    das Kennenlernen eines mehrdimensionalen Tinnitus-Modells;
•    die Vermittlung von Wissen über die möglichen Zusammenhänge des Tinnitus mit anderen Störungen wie Hörminderung, seelischen Belastungen, Lärm, Hörsturz etc. und ermöglicht damit ein besseres Verstehen des eigenen Tinnitus;
•    das Hinterfragen von Befürchtungen und Fehlinformationen;
•    die Umformulierung des Behandlungsziels: nicht Tinnitus-Beseitigung, sondern Tinnitus-Gewöhnung (Habituation), Akzeptanz und damit ein mögliches „Vergessen“ des Tinnitus;
•    das Erlernen von Ablenkungsstrategien, die Förderung von Wohlbefinden, Stressbewältigung.

Ziel der Tinnitus-Bewältigungs-Therapie 

Das Ziel der Tinnitus-Bewältigungs-Therapie ist es, einen Zustand zu erreichen, in dem Sie den Tinnitus nicht mehr bewusst wahrnehmen, obgleich er, wenn Sie sich darauf konzentrieren, unverändert zu hören ist. Damit ist der Begriff „Heilung“ (Abwesenheit von Tinnitus) relativiert und der mögliche Weg einer Tinnitus-Bewältigung aufgezeigt, der im letzten Stadium in einem Drittel der Fälle in das komplette Verschwinden des bisher chronischen Tinnitus übergeht. 

Zweitwichtigste Säule der TBT: Teilmaskierung mittels Geräuschen 

Unterstützt wird dieser Prozess der Bewältigung durch die Anpassung von Hörgeräten bereits bei grenzwertiger Schwerhörigkeit, die Verbesserung der Tinnitus-Toleranz durch Meiden der Stille und die Verwendung von angenehmen Umgebungsgeräuschen. Nur in Ausnahmefällen und bei Normalhörigkeit kann die Nutzung von Breitbandrauschgeneratoren (RG) hilfreich sein. 

Apparative Behandlung

•    bei Hörbeeinträchtigung großzügige Hörgeräteversorgung zur Teilmaskierung mit möglichst offener Otoplastik;
•    Verhaltensänderung: „Meide die Stille“.

Eine wichtige Regel beim chronischen Tinnitus ist es, die Stille zu meiden, das heißt, dem Tinnitus möglichst selten Gelegenheit zu geben, die volle Aufmerksamkeit des Hörsystems zu beanspruchen, um sich dort regelrecht „einzubrennen“. Bei Patienten mit Hyperakusis (Geräuschüberempfindlichkeit) ist es von besonders großer Bedeutung, die Stille zu vermeiden und durch bewusstes Aufsuchen geräuschvollerer Umgebung – ähnlich der Exposition bei Phobien – langsam eine „Entängstigung“ und damit Gewöhnung anzustreben. In der Regel geht mit Rückgang der Hyperakusis auch eine Tinnitus-Abnahme einher. 

Die optimale Tinnitus-Bewältigungs-Therapie 

Therapeuten, die über eine Ausbildung in kognitiver Verhaltenstherapie verfügen und sich das Wissen und die Erfahrung eines „TBT-Therapeuten“ angeeignet haben (zum Beispiel auch mithilfe der im Tinnitus-Shop angebotenen Manuale), stellen eine Optimierung bei der ambulanten und stationären Behandlung des chronischen Tinnitus dar. Seit 1998 wird von der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen (ADANO) propagiert, dass das Counseling mit Anteilen der kognitiven Verhaltenstherapie in enger Kooperation mit dem HNO-Arzt von Ärztlichen Psychotherapeuten beziehungsweise approbierten Psychologen unter Einbeziehung des technischen Know-hows der Hörakustiker durchgeführt wird. So ist gewährleistet, dass insbesondere auch bei schwer Betroffenen die komplexe Tinnitus-Problematik richtig eingeschätzt wird und darauf abgestimmte Vorgehensweisen abgeleitet werden. 

Die Akademie für Hörakustik in Lübeck hat sich inzwischen speziell auf die TBT-Thematik eingestellt, um es dem Hörakustiker zu ermöglichen, das TBT-Team in technischer Hinsicht besser beraten zu können. Die Deutsche Tinnitus-Liga e. V. hält für ihre Mitglieder neben der neu aufgelegten Broschüre zur Tinnitus-Bewältigungs-Therapie eine Liste von TBT-Therapeuten und TBT-Zentren bereit.

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