Morbus Menière
Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die zu Schwindel, Hörverlust und Ohrgeräuschen führen kann. Diese Erkrankung wurde erstmals im 19. Jahrhundert von dem französischen Arzt Prosper Menière beschrieben. Sie betrifft das Gleichgewichts- und Hörorgan im Innenohr und kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. In den Industrienationen liegt bei schätzungsweise 0,1 % der Menschen Morbus Menière vor.
Typische Anzeichen von Morbus Menière
Typische Symptome von Morbus Menière sind Drehschwindelanfälle, Hörverlust, Tinnitus und ein Gefühl der Fülle im Ohr. Diese Symptome können episodisch auftreten und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Die Schwindelanfälle können plötzlich beginnen und von Übelkeit, Erbrechen und einem Gefühl der Desorientierung begleitet sein. Meist macht die Krankheit sich zunächst auf einem Ohr bemerkbar, kann allerdings, manchmal erst nach Jahren, auch das zweite Ohr betreffen.
Die zugrundeliegenden Faktoren, die zu Morbus Menière führen können
Die genauen Ursachen von Morbus Menière sind noch nicht vollständig verstanden, aber Faktoren wie genetische Veranlagung, allergische Reaktionen, Autoimmunerkrankungen und Durchblutungsstörungen können eine Rolle spielen. Ein Anstieg der Flüssigkeitsmenge im Innenohr (Endolymphatischer Hydrops) führt zu einem erhöhten Druck im Labyrinth, was die Symptome verursacht.
So kann sich Morbus Menière im Laufe der Zeit entwickeln
Der Verlauf von Morbus Menière ist von wiederkehrenden Anfällen gekennzeichnet, die plötzlich auftreten können und mindestens 20 Minuten, aber längstens einen Tag anhalten. Während eines Anfalls erleben Betroffene typischerweise Schwindel, Ohrgeräusche (Tinnitus), Hörverlust und das Gefühl von Druck im Ohr. Nach einem Anfall kann sich eine Phase relativer Ruhe einstellen, gefolgt von erneuten Symptomen. Die Häufigkeit und Schwere der Anfälle können von Person zu Person variieren. Morbus Menière kann im zunehmenden Verlauf „ausbrennen“: Dabei lässt der anfallsartige Schwindel nach, da das Gleichgewichtsorgan seine Funktion verliert.
Die Unsicherheit nach dem Schwindel: der reaktive psychogene Schwindel
Stellen sich die unvorhersehbaren Schwindelattacken öfter ein, so wächst verständlicherweise auch die Angst vor der Wiederholung. Dabei kann die Angst vor dem Attackenschwindel so groß werden, dass sie selbst als Unsicherheit und Schwindel bis hin zu einem Gefühl des Drehschwindels empfunden und zu einer eigenen Krankheitskomponente wird. Über die reinen Anfälle hinaus kann sich dann ein ständiges Schwindelgefühl bemerkbar machen
Diagnostische Verfahren bei Verdacht auf Morbus Menière
Die richtige Diagnose von Morbus Menière ist von großer Bedeutung, da einige andere Krankheiten sehr ähnliche Symptome zeigen, jedoch völlig unterschiedliche Behandlungsansätze erfordern. Zu Beginn steht eine gründliche Anamnese, bei der der Patient zu Symptomen wie Schwindelanfällen, Hörverlust, Tinnitus und Druckgefühlen im Ohr befragt wird. Um die Gleichgewichtsstörungen näher zu untersuchen, wird häufig ein einfacher Test durchgeführt, bei dem der Patient beispielsweise mit geschlossenen Augen auf einem Bein steht, um festzustellen, ob das Problem tatsächlich vom Gleichgewichtsorgan ausgeht. Ein Kopf-Impuls-Test hilft dabei, einen einseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorgans zu diagnostizieren. Zudem werden Hör- und Sprachtests durchgeführt, um das Ausmaß des Hörverlusts zu erfassen. Eine manualtherapeutische Untersuchung kann dazu dienen, Funktionsstörungen der Halswirbelsäule oder des Kiefergelenks als mögliche Ursachen für den Schwindel auszuschließen. Da die Erwartungsangst vor neuen Schwindelanfällen zu einem eigenen Symptom werden kann, ist eine psychosomatische Diagnostik ebenfalls sinnvoll. Schließlich werden oft vestibuläre Tests und bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt, um andere strukturelle Ursachen auszuschließen.
Behandlungsansätze und Therapien zur Linderung
Behandlungsmöglichkeiten für Morbus Menière umfassen Medikamente zur Symptomlinderung, Diät- und Lebensstiländerungen, physikalische Therapie, Gleichgewichtstraining und in seltenen Fällen chirurgische Eingriffe. Das Ziel der Behandlung ist es, die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Wie die Deutsche Tinnitus-Liga Betroffene unterstützt
Die Deutsche Tinnitus-Liga e. V. (DTL) bietet umfassende Unterstützung und Informationen für Menschen mit Morbus Menière. Dies beinhaltet Aufklärung über die Erkrankung, Behandlungsmöglichkeiten, Selbsthilfegruppen, Beratungsdienste und vieles mehr. Die DTL setzt sich dafür ein, das Verständnis für Morbus Menière zu fördern und Betroffenen zu helfen, mit den Herausforderungen der Erkrankung umzugehen.
Hilfreiche Links
- „Erweiterte Diagnosemöglichkeiten bei der Menièreschen Erkrankung“, Dr. H. Schaaf & PD Dr. L.E. Walther, TF 2/2011
- Info-Veranstaltung der ÖTL mit Vortrag von Dr. med. Helmut Schaaf zum Thema „Menière Update“
- Eine Einführung und neue Möglichkeiten der Diagnostik in der Akutphase, Dr. H. Schaaf, TF 2/2021
- Partnerorganisation: KIMM e. V. – Kontakte und Informationen für Morbus Menière
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Typische Symptome sind Schwindelanfälle, Hörverlust, Tinnitus und ein Gefühl der Fülle im Ohr.
Oft wird der bei Morbus Menière meist tieffrequente und im betroffenen Ohr wahrgenommene Tinnitus als dröhnend, rauschend oder brummend beschrieben.
Es gibt keine Heilung für Morbus Menière, aber verschiedene Behandlungsmöglichkeiten können helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Behandlungsmöglichkeiten umfassen Medikamente zur Symptomlinderung, Diät- und Lebensstiländerungen, physikalische Therapie, Gleichgewichtstraining und in einigen Fällen chirurgische Eingriffe.
Menschen mit Morbus Menière können ihren Lebensstil anpassen, Stress reduzieren, eine gesunde Ernährung einhalten, regelmäßige Bewegung ausüben und unterstützende Maßnahmen wie Hörgeräte oder Ohrstöpsel verwenden. Hilfreich ist es außerdem, auf mögliche Anfälle vorbereitet zu sein, indem Notfall-Hilfsmittel (Anti-Emetika, Spuckbeutel, Info-Kärtchen) mitgeführt werden. So ein kleiner Notfallkoffer gibt im Ernstfall Sicherheit und stellt sicher, dass alles Nötige griffbereit ist.
Ja, es gibt Selbsthilfegruppen, in denen sich Betroffene austauschen können, Unterstützung finden und Informationen über die Bewältigung der Erkrankung erhalten können. In vielen Tinnitus-Selbsthilfegruppen nehmen regelmäßig auch Menschen mit der Diagnose Morbus Menière teil.