Hörsturz
Bei einem Hörsturz handelt es sich um eine plötzliche Hörminderung, bei der keine klare Ursache erkennbar ist, weshalb man auch von einem „idiopathischen Hörsturz“ spricht. In Deutschland sind pro Jahr etwa 150.000 bis 160.000 Menschen von einem Hörsturz betroffen – somit zählt er zu den häufigen Erkrankungen.
Anzeichen eines Hörsturzes und wie er das Leben beeinflussen kann
Die Symptome eines Hörsturzes sind eine plötzlich auftretende, meist einseitige Hörminderung mit oder ohne begleitende Ohrgeräusche (Tinnitus), hinzukommen können auch Schwindelgefühle und ein „Völlegefühl“ oder Druck auf dem Ohr. Diese Symptome können das tägliche Leben stark beeinträchtigen und Angst sowie Stress verursachen. Der plötzliche Hörverlust kann eine starke emotionale Reaktion auslösen, da er die Kommunikation und das alltägliche Leben beeinträchtigt. Menschen, die plötzlich ihr Hörvermögen verlieren, können sich isoliert und hilflos fühlen, da sie Schwierigkeiten haben, sich zu verständigen und an Gesprächen teilzunehmen. Diese Unsicherheit und das Gefühl der Hilflosigkeit können Ängste auslösen, sowohl im Umgang mit der Situation als auch in Bezug auf die Zukunft und die möglichen Auswirkungen auf das Leben.
Die Hintergründe eines Hörsturzes: weitestgehend ungeklärt
Die genauen Ursachen für einen Hörsturz sind unklar. Der klassische Hörsturz, der ohne erkennbare Ursache auftritt, wird häufig als Folge einer Stressreaktion erklärt, bei der im Innenohr selbst entstehende molekulare Störungen und Reaktionen zu einer Schädigung der Haarzellen des Innenohres führen können. Derartige Stressreaktionen, die auch als „negativer Stress“ oder Disstress bezeichnet werden, können etwa entstehen durch emotionale Belastungen wie Trauer, Verlust, Ängste, Belastungen im sozialen Umfeld oder am Arbeitsplatz, aber auch durch aufgestaute Reaktionen oder Burn-out-Syndrome. Als zugrundeliegende Mechanismen werden auch Faktoren wie Infektionen diskutiert.
Gründliche Untersuchung erforderlich
Die Diagnose eines Hörsturzes erfordert eine gründliche Untersuchung, die verschiedene Verfahren umfassen kann. Dazu gehören eine ausführliche Anamnese sowie eine Untersuchung durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt), einschließlich einer Ohrmikroskopie und einer Hörprüfung mit Stimmgabel und Tonaudiogramm (Hörtest). In einigen Fällen können zusätzliche Tests wie die Elektrocochleographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden, um andere mögliche Ursachen auszuschließen und die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.
Behandlung des Hörsturzes
Sie können bei einer akuten Hörminderung ruhig eine Nacht abwarten, denn sehr häufig kommt das Gehör nach kurzer Zeit (spontan) wieder. Sollte jedoch der Hörverlust nach 24 bis 48 Stunden immer noch bestehen, sollten Sie als Eilfall zügig einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen. Als Therapieverfahren kommt eine Glukokortikoidtherapie (Kortison) in Frage. Eine Alternative und Reservetherapie zur systemischen Gabe als Tablette oder Infusion ist die intratympanale Applikation des Medikaments. Dabei wird das Glukokortikoid (z.B. Prednisolon) durch das Trommelfell direkt ins Mittelohr eingebracht.
Die Ende 2023 veröffentlichte HODOKORT-Studie zur Hörsturztherapie stellte im Kern fest, dass eine hochdosierte Kortisontherapie einer niedrig dosierten nicht überlegen ist. Der aktuelle Kenntnisstand zum Hörsturz und zu dessen Behandlung wird zusammengefasst im Artikel „Der Hörsturz und seine Behandlung“ von Prof. Dr. Gerhard Hesse und Dr. Georgios Kastellis.
Wie die DTL Betroffenen zur Seite steht
Die Deutsche Tinnitus-Liga e. V. bietet umfassende Unterstützung und Ressourcen für Menschen, die von Hörsturz betroffen sind. Von Beratungsdiensten bis hin zu Informationsmaterialien stehen wir Ihnen zur Seite.
Hilfreiche Links
- Aktueller Artikel zum Thema „Der Hörsturz und seine Behandlung“, Prof. Dr. Hesse, Dr. Kastellis, TF 2/2024
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wenn Sie Symptome eines Hörsturzes bemerken, ist es wichtig, ruhig zu bleiben. Bei leicht ausgeprägtem Hörverlust ohne weitere Symptome können Sie eine Nacht abwarten, denn sehr häufig kommt das Gehör nach kurzer Zeit (spontan) wieder. Sollte jedoch der Hörverlust nach 24 bis 48 Stunden immer noch bestehen, sollten Sie als Eilfall zügig einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen. Er wird die notwendige Diagnostik wie Ohruntersuchung und Hörprüfungen durchführen, um damit einen Hörsturz von anderen möglichen Ursachen abzugrenzen, und rechtzeitig die notwendige Behandlung einleiten.
Ein Hörsturz kann spontan auftreten und sich innerhalb weniger Tage von selbst verbessern. Dennoch ist es wichtig, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und eine angemessene Behandlung zu erhalten. Besonders bei starkem Hörverlust und dem Vorliegen zusätzlicher Symptome wie Schwindel ist eine unverzügliche Abklärung ratsam.
Bei vielen Menschen verschwinden die Symptome eines Hörsturzes innerhalb weniger Tage oder Wochen vollständig. In anderen Fällen kann jedoch eine Schwerhörigkeit bestehen bleiben. Eine frühzeitige Behandlung kann dazu beitragen, Langzeitfolgen zu minimieren.
Es gibt keine spezifischen Maßnahmen zur Vorbeugung eines Hörsturzes, da die genauen Ursachen unbekannt sind. Dennoch können gesunde Lebensgewohnheiten wie der Verzicht auf Rauchen oder die Reduzierung von Stress dazu beitragen, das Risiko eines Hörsturzes zu verringern.
Die Dauer der Behandlung eines Hörsturzes kann variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Schwere des Hörsturzes und der Reaktion des Einzelnen auf die Therapie.